fast Halbzeit

09Jan2018

大家好,

Ich habe es jetzt auch endlich geschafft alles zusammenzubekommen, sodass ich diesen Blogeintrag schreiben kann. Erst habe ich das Ladekabel oben vergessen, dann mein Handy mit den Fotos, dann brauchte ich noch das neue WLAN Passwort und jetzt sitze ich hier schließlich im Wohnzimmer/ Esszimmer. Ich weiß, dass ich diesesmal ein bisschen zu spät bin, aber zwischen Weihnachten, Neujahr und Familienwechsel, hatte ich nicht ganz so viel Freizeit um euch zu berichten.

Also fangen wir bei Weihnachten an. Wir waren an Heiligabend tatsächlich in einer Zahnpastafabrik, allerdings war im Hinterhof auch eine Ausstellung von Wachsfiguren, die verschiedene Foltermethoden in der Hölle zeigten. Ähm ja, da muss ich nicht mehr so viel zu sagen, oder..? Nur die Zuckerwatte war mega lecker. Danach ging es aber auch noch in den Rotary Club, wo alle zusammen gegessen, gesungen und Geschenke ausgetauscht haben. Irgendwie gibt es eine Jingle Bells Übersetzung ins Chinesische und Japanische, aber keine ins Deutsche. Dann habe ich so unfassbar viel Schokolade bekommen, dass ich immer noch welche über habe.

Am 1.Weihnachtstag haben sehr viele Austauschschüler die Schulen gebeten, dass wir Schulfrei bekommen, sodass wir an Weihnachten (dem wichtigsten Feiertag in den meisten unserer Länder) nicht in die Schule gehen müssen. Weil wir dann alle zusammen zum Strand nach Tainan gefahren sind, habe ich persönlich Deutschland und meine Familie gar nicht so sehr vermisst, wie erwartet. Vielleicht auch deshalb, weil es sich überhaupt nicht nach Weihnachten angefühlt hat, da die ganze tagelange Vorbereitung und Vorfreude gefehlt hat. Alles in allem war es dann trotzdem ein ziemlich ungewöhnliches Weihnachten am Strand, dass ich wahrscheinlich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Woche später sind wir dann endlich nach Taipei gefahren! Da habe ich mich schon echt drauf gefreut, auch wenn es nur zwei Tage waren. Nach der dreieinhalbstündigen Busfahrt waren wir ganz an der Spitze von Taiwan, an einem Ort, an dem der berühmte queens head ist. Das ist ein von Wasser und Wetter geformter Stein, der die Form von einem Kopf haben soll. Irgendwie habe ich es aber geschafft, den eigentlichen Stein nie zu sehen, weil das Gelände riesig war und wir ziemlich planlos herumgelaufen sind

Danach ging es dann endlich in die Innenstadt. Da Taiwan ziemlich klein ist, wir Austauschschüler uns alle ziemlich gut kennen und absolut alle Distrikte an Neujahr nach Taipei gefahren sind, habe sich so ungefähr 200 Austauschschüler aus allen möglichen Ländern in einem Park getroffen, von dem aus wir das Feuerwerk am Taipei 101 um Mitternacht sehen konnten. Das war echt unglaublich und mein erstes und wahrscheinlich einziges Silvester in einem fremden Land, mit Freunden aus aller Welt und einem riesigen Feuerwerk nebenan.

 

Das war der Sonntag. Am Montag haben wir dann noch ein bisschen Sightseeing gemacht, bis wir dann um 9 Uhr abends herum, wieder in Dounan ankamen. Da ich wusste, dass wir am gleichen Tag noch Gastfamilien mussten, hatte ich schon am Freitag gepackt und bin praktisch nur noch zu meiner ersten Gastfamilie zurück, um meine Koffer zu holen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich im Sommer alles zurück nach Deutschland schaffen soll. Ich habe jetzt schon einen großen Koffer, einen kleinen Koffer, eine Kiste, meinen Rucksack und meine Handtasche vollgepackt mit Sachen und immer noch fünfeinhalb Monate übrig um allen möglichen Müll anzuhäufen. Der Abschied war ein bisschen komisch, da ich mich eigentlich auf meine neue Gastfamilie gefreut habe, meine Alte aber irgendwie von mir erwartet hat, dass ich sage, dass ich lieber bleiben möchte. Trotzdem hat mich meine erste Gastfailie gut behandelt, worüber ich schonmal froh bin.

Jedenfalls bin ich dann nach Gukeng gezogen, das nochmal kleiner ist, als Dounan. Es ist ziemlich berühmt für die Erdnüsse und den Kaffee und da es weiter in den Bergen liegt, ist es auch ein bisschen kälter. Leider hat es keinen Bahnhof, sodass ich, wenn ich Zug fahren möchte (was ich sehr oft mache, weil es günstig, praktisch und schnell ist) erst mit einem Bus in die nächstgrößere Stadt fahren muss. Mein Zimmer hat jetzt auch keine Fenster nach draußen mehr und meine Dusche keine Duschtür, aber trotzdem habe ich mich vom ersten Augenblick an sehr wohlgefühlt. In meinem Haus wohnen jetzt mein Gastvater, meine Gastmustter, mein Gastopa, meine Gastoma, meine große Schwester, mein kleiner Bruder und eine thailändisches Frau, die kocht, putzt und wäscht, sodass hier viel mehr los ist. In den Tagen danach, habe ich mich langsame eingelebt, meinen Koffer ausgepackt, den Weg zum Schulbus gefunden und mich ans Wetter gewöhnt. 

 

Und schon wieder war es Wochenende. WIr sind mit meiner neuen, riesigen Gastfamilie mütterlicherseits essen gegangen, dazu gehörten die Eltern, die fünf Geschwister, alle mit Ehepartnern und Kindern. Danach sind wir in einen sehr sehr schönen Tempel gefahren, wo wir gebetet haben. Dabei bringt man den Göttern erst ein Essensopfer dar, dann bezahlt man Räucherstäbchen, die man anzündet und dann im Tempel herumgeht. Vor den Göttern hält man an, verneigt sich, redet mit ihnen und steckt ein bis zwei Räucherstäbchen und die dafür vorgesehene Schale. Der Tempel war sehr friedlich und entspannend und so ziemlich das, was man sich vorstellt, wenn man an Asien denkt. 

 

Am nächsten Tag, nach dem Tanztraining, bin ich zurück nach Douliu gefahren, wo ich mich neben eine fremde Asiatin gesetzt habe. Diese hat mich mit erstaunlich gutem Englisch angesprochen und dann hat sie mir erzählt, dass sie vor 25 Jahren nach Südafrika ausgewandert ist. Wir haben uns gegenseitig Bilder von Südafrika und Deutschland gezeigt und eine Menge geredet. Am Ende haben wir noch Telefonnummern ausgetauscht und sie meinte, dass wenn ich jemals nach Südafrika komme, dass ich immer in ihrem Haus willkommen bin. Danach konnte ich kaum aufhören zu lächeln, weil es einfach toll ist, wie man zufällig irgendwelche Leute aus allen Ecken der Welt trifft, mit ihren redet und sich direkt verbunden fühlt, weil die einfach verstehen, was Reisen mit Menschen machen kann. Es ist schwer zu erklären, aber es ist einfach toll. Ich habe schon relativ viele Ausländer in den Zügen getroffen und auch mit einigen geredet. Zwei Missionare aus Amerika, ein Ehepaar aus England, drei Thailänder auf Reisen, vier Franzosen nach ihrem Schulabschluss, ein afrkanischer, ein Amerikanischer und ein australischer Lehrer und noch einige mehr.

 

Gestern war ich dann noch mit meiner Gastmutter beim Yoga. Auch wenn Yoga manchmal ein bisschen spöttisch betrachtet wir, besteht es aus einem kleinen Aufwärmteil und dann verschieden Figuren, die so ziemlich jeden Teil deines Körpers dehnen und einrenken, was sich unglaublich gut anfühlt. Es ist auch immer wieder toll, sich vor Augen zu führen, wie unbeweglich man doch ist, wenn man bei dem Versuch sich ganz komisch hinzuhocken, einfach umfällt :-)

Außerdem war ich noch einmal auf einem Markt, wie es hier viele in Taiwan gibt und ich habe versucht ein paar unauffällige Fotos zu machen, um nicht ganz so touristisch zu wirken. Hat wahrscheinlich nicht funktioniert, aber ich wollte euch die kompletten, toten Hühner, die Schweinefüße und dei noch lebenden Riesengarnelen zeigen, die manchmal prüfend aus dem Becken gehoben wurden, um dann alle nasszuspritzen.

 

Mein Blogeintrag ist diesesmal zeimlich lang geworden, aber es ist ja auch eine Menge passiert. Auch viele Sachen über die ich noch gerne reden würde, für die aber Kein Platz ist. Zusammengefasst: Weihnachten und die Heimwehphase ist so ziemlich vorbei, ich fühle mich in meiner Gastfamilie sehr wohl und bin sehr froh, dass ich hier bin.

Danke, dass ihr die Gedult hattet, euch alles bis hierhin durchzulesen, der nächste Eintrag wird bestimmt wieder kürzer. Bis nächstes Mal

Eure Elena