Berichte von 11/2017

3 Monate

21Nov2017

大家好!

Ich melde mich mal wieder aus dem schönen Taiwan. Die Taiwanesen sagen, der Winter käme und laufen deswegen schon alle in Winterjacken rum. Ich freue mich einfach, dass es morgens inzwischen nur noch 20°C sind.

Vorletzte Woche habe ich das erste Mal in meinem Leben Paintball gespielt. Wir fünf Austauschschüler wurden zu einem Paintballspiel am Freitag eingeladen und konnten dafür am Mittwoch trainieren. Beim Paintball spielt man immer in Mannschaften aus fünf Leuten, das Ziel besteht darin, die Flagge der anderen Mannschaft auf die eigene Seite zu holen. Sobald man irgendwo getroffen ist, muss man sich direkt hinter eine Schutzwand zurückziehen und darf die Runde nicht weiterspielen. Auf dem gesamten Spielfeld sind Tonnen und andere Hindernisse aufgebaut, hinter denen man Deckung nehmen kann. Dass wir ein ziemlich mieses Team sind, haben wir ziemlich schnell gemerkt. Unsere Gegner haben so ungefähr zwei Minuten gebraucht, um uns alle abzuschießen. In Runde zwei hat mir dann die japanische Austauschschülerin wegen mangelnder Zielgenauigkeit in den Rücken geschossen, sodass ich da auch schnell rausgeflogen bin. Am Freitag waren wir dann Gottseidank nur zu dritt, sodass zwei etwas bessere Paintballspieler von unserer Schule uns unterstützt haben. Wir haben sogar einmal gewonnen, aber nur gegen eine ziemlich schlechte Schule. Da waren aber auch voll die krassen Spieler, die das wirklich als Hobby machen und da in Militärklamotten rumelaufen sind. Da waren wir alle ziemlich froh, nicht gegen die spielen zu müssen. Wenn man von den mit Farbe gefüllten Plastikkugeln getroffen wird, gibt das übrigends sehr schöne blaue Flecken, die man nach zweieinhalb Wochen immer noch sieht. Deswegen tragen alle Masken, um die Augen zu schützen.

Einen Tag später, also am Samstag, habe ich meine ersten Erdbeben erlebt. Irgendwie habe ich es geschafft, ein Erdbeben der Stärke 5,7 nicht richtig zu bemerken. Also klar hat im dritten Stock das Haus mega gewackelt, aber weil ich laute Musik gehört habe und in Erwitte auch oft der Boden wegen der Explosionen im Steinbruchs bebt, habe ich mich nur kurz gewundert und es dann wieder vergessen. Zumindestens bis mein Handy eine Warnung auf Chinesisch bekommen hat und meine Gasteltern ziemlich aufgeregt auf mich eingeredet haben, aber mit Vokabeln die ich gar nicht kannte. Irgendwann habe ich dann doch kapiert, was los war und abends und am nächsten Morgen noch mehrere kleinere Erdbeben gespürt. Auch wenn es echt nicht so schlimm war, haben sich echt viele besorgt nach mir erkundigt, ob ich denn keine Angst hätte, oder sie haben mir nützliche Tipps für Erdbeben gegeben. Ein anderes Beispiel der taiwanesischen Gastfreundschaft war, als wir in Chiayi einkaufen war, es plötzlich stark angefangen hat zu regnen und wir einfach nirgendwo ein Geschäft finden konnten, die Regenschirme verkauften. Als wir dann eine Taiwanesin auf Chinesisch gefragt haben, wo wir denn Regenschirme kaufen könnten, hat sie uns einfach zwei gelbe Regenüberwürfe in die Hand gedrückt, mit denen wir wie der Junge aus "It" ausgesehen haben. War trotzdem echt nett von ihr.

Letzte Woche sind wir dann auf eine Art Klassenfahrt zum Sonne-Mond-See (日月潭) gefahren. Die wichtigsten Sachen waren dabei ein Tanzwettbewerb der Klassen, für den wir vorher geprobt haben und eine hochoffizielle chinesische Zeremonie, in der einige Schüler traditionelle taiwanesische Kleidung getragen haben. Da ich vorher schon davon gehört habe, dass viele Austauschschüler bei dieser Zeremonie mitmachen können, war ich überrascht, dass ich das nicht durfte. Begründung: ich habe kurze Haare. Nach der Zeremonie durfte ich dann trotzdem die Kleidung anprobieren und erst wollten sie mir die Kleidung der Jungen geben, aber nachdem ich ihnen dann mehrmals gesagt habe, dass ich zwar kurze Haare habe, aber kein Junge bin! haben sie mir doch ein Kleid gegeben. Den See an sich habe ich dann nur durch das Busfenster gesehen, weil wir einfach dran vorbeigefahren sind, habe trotzdem ein paar schöne Fotos gemacht.

Und letztes Wochenende war dann ein Reis-Mond-Festival oder so. Da war ein großer Markt in Xiluo aufgebaut und eine Rennstrecke um ein paar Blocks. Dann gabe es mehrere Staffelrennen, aber anstatt einem Staffelstab, wurden 20kg schwere Reissäcke weitergegeben. Ich wurde auch überredet einen mal hochzuheben und ich habe es ungefähr fünf Sekunden ausgehalten, bis ich Angst hatte, dass meine Schulter bricht. Als Preisgeld gab es 10.000TWD, was in etwa 330€ sind. Nebenbei gab es mal wieder sehr viel Essen und sogar Basketballspiele. Außerdem wurde in dem anliegenden Tempel zu einem sehr wichtigen Gott gebetet. Ich habe auch gebetet und war mal wieder überrascht davon, dass ich das so als getaufte Katholikin das einfach machen darf. Meine Gastmutter meinte nur, dass es ja nie schaden kann. 

Alles in allem ist es im Moment recht ruhig. Allerdings werde ich wahrscheinlich diese Woche meine Klasse wechslen müssen, weil die Schulleitung meint, dass für uns als offene Autauschschüler ja kein Problem sei uns anzupassen und neue Freundschaften zu schließen. Tolle Idee! Ist ja noch nicht schwer genug mit der Sprachbarriere und der wenigen Freizeit Freundschaften zu schließen. Ich finde es vor allem aber schade um meine Mitschülerinnen, die sehr nett sind und die ich dann wahrscheinlich nur noch sehr selten sehen werden, weil in Taiwan die Schüler in den Pausen in ihren Klassen bleiben und nach der Schule keine Zeit zum treffen haben. Ich hoffe, dass es mit meiner neuen Klasse auch funktioniert und ich mich ein bisschen an sie gewöhne, bis ich dann in zwei Monaten wieder wechseln muss.

Mein Chinesisch wird immer besser und ich kann mich schon ziemlich entspannt über alltägliche Dinge reden. Bald kommt die Weihnachtszeit und ich denke schon, dass ich da Deutschland mehr vermissen werde, weil Weihnachten für mich der wichtigste Tag im Jahr ist. An Silvester werden auf jeden fall alle Autauschschüler mit zum Taipei 101 genommen, wo jedes Jahr ein großes Feuerwek veranstaltet wird und worauf ich mich jetzt schon ziemlich freue.

 

再見!

Eure Elena

11. Woche

06Nov2017

Liebe Freunde, Verwandte und andere Interessierte,

ich kann es nicht fassen. Es ist November -November- und es ist immer noch jeden Tag über 20°C. Wie ist das überhaupt möglich? Und nächstes Jahr, wenn ich  mich dann endlich an das tropische Wetter gewöhnt habe, fliege ich wieder zurück ins eiskalte Deutschland. Toll.

Aber das wollt ihr ja wahrscheinlich alle gar nicht so genau wissen, deswegen fange ich mal an mit meinen Erlebnissen der letzten zweieinhalb Wochen an, bevor der Blogeintrag wieder zu lang wird, dafür, dass er noch gar nicht angefangen habe. Macht das Sinn? Nein? Egal.

Da ich den großen Teil des Tages in der Schule verbringe, beginne ich doch direkt mal damit. Meine Klassenkameraden sind wirklich unfassbar nett. Die meisten Jungs sind zwar sehr zurückhaltend zu mir, aber das machen die Mädchen auf jeden Fall wieder wett. Im Moment trainieren wir mehrere Tänze, die wir nächste Woche auf einem zweitägigen Ausflug zum berühmten Sonne-Mond-See vorführen werden. Die ganze Jahrgangsstufe kommt mit und ich hoffe wirklich, dass keine Fotos gemacht werden, denn die Taiwanesen stehen hier auf K-Pop und die koreanische Art zu tanzen, wovon ich mal überhaupt keinen Plan habe. Ein kleines bisschen bin ich stolz, dass ich mit meinen Klassenkameraden inzwischen größtenteils Chinesisch rede und sie mir fleißig helfen, mein Chinesisch zu verbessern.

Ein anderer wichtiger Teil meiner Freizeit, sind die anderen Autasuchschüler. Es ist unglaublich wie schnell man doch Schimpfwörter in verschiedenen Sprachen lernen kann. Nein Spaß. Ich kann meistens auch Hallo sagen. Jedenfalls treffen wir uns recht regelmäßig, laufen durch Städte, die größer sind, als Dounan und versuchen verzweifelt so tanzen zu lernen, wie die Brasilianerinnen. Ich finde es unmöglich, aber die französischen und mexikanischen Jungen scheinen mehr Talent im Arschwackeln zu haben, als wir anderen.

Vorletzten Freitag sind wir dann auf einen Halloweenmarkt in Douliu gefahren, Wie auch jeder andere Markt in Taiwan, bestand auch der hauptsächlich aus Essensständen. Man will ja nicht, dass Austauschschüler schlank zurückkommen, oder so. Wir waren auch in einem Geisterhaus, das ich im Endeffekt doch nicht so gruselig fande, weil ich am Ende der Gruppe war und immer wenn die Vorderen gekreischt haben, wusste ich, dass hinter der Ecke ein geschminkter Zombie oder so wartete.

 

Den Dienstag darauf, habe ich das erste Militärtraining meines Lebens bekommen. Während des ganzen Tages war ich zugegebenermaßen immer ein bisschen planlos, weil die ganzen Offiziere, Soldaten und so, nur auf Chinesisch herumgeschrien haben. Jedenfalls sind wir erst in den einzelnen Klassen nach Chiayi gefahren, zwanzig Minuten durch den Dschungel gewandert, um zu einem Platz zu gelangen, wo wir Austauschschüler mal wieder nach vorne geholt wurden. Dort wurde uns ein Helm, eine schussichere Weste und eine Zielscheibe in die Hand gedrückt und der gesamte Vorgang (leider in Chinesisch) erklärt. Dann wurden wir immer in Zehnergruppen zu dem eigentlichen Schießstand geführt, jeder hatte eine Art Tutor, der vorne an der Waffe saß und aufgepasst hat, dass wir nicht uns, oder jemand anderen aus Versehen anschießen. Davor mussten wir aber noch unter strengen Befehlen Haltung annehmen und vor- und zurücklaufen, was mich ziemlich gestresst hat, da ich echt keinen Plan hatte und immer noch alles auf Chinesisch war. Als wir dann dalagen, ist mir immer mein Helm vor die Augen gerutscht, was das Zielen ziemlich erschwert hat. Ich wusste, dass ich fünf Schuss hatte und ersten habe ich auch noch gezielt, aber weil ich das Gefühl hatte, alle würden auf mich warten, habe ich einfach nur noch abgedrückt. Danach mussten wir im Laufschritt zu den Zielen laufen und dann im Bogen zurück zum Platz, während die Nächsten schießen mussten und in genau diesem Moment gingen natürlich meine Schnürsenkel auf. Ich dachte echt, dass ich vor all den hochoffiziellen Militärtypen und der versammelten Stufe hinfliegen würde, aber irgendwie habe ich es doch noch geschafft nicht zu stolpern. Näturlich wurde danach mit den Austaschschülern und den wichtigsten Männern ein Foto gemacht (das ich euch nicht zeigen kann, weil ich es nicht habe), bevor wir unsere Westen weitergegeben haben. Am Ende hat sich herausgestellt, dass ich mit einem einzigen Treffer die beste Austauschschülerin und besser als die meisten meiner Klassenkameradinnen war. Auf jeden Fall werde ich diesen Tag wohl nicht so schnell vergessen.

 

Und noch zwei kleine Erlebnisse:

1. Gestern habe ich so ziemlich den besten Kaffee in meinem recht kurzen Leben getrunken. Das war in Gukeng, wo die Bohnen angebaut wurden und so professionell aussehende Typen haben den dann nach einer genauen Prozedur hergestellt. Ich habs auch probiert, aber weil irgendwie mein Wasser zwei Grad zu warm war, wurde der ein bisschen sauer.

2. Heute haben Kam (die Amerikanerin auf meiner Schule) und ich nach Schulschluss Ausländer im MacDonalds gesehen. Weil das die ersten Nicht-Asiaten waren, die wir je in Dounan gesehen haben, sind wir hingegangen und haben gefragt, wie zum Teufel sie sich denn nach Dounan verirrt haben. Die Holländer haben dann bestätigt, dass sie nur auf der Durchreise sind und hier gar nichts machen wollen. Ich glaube zwar, dass sie nur halb so aufgeregt waren, wie wir, aber sie waren trotzdem sehr nett. Wahrscheinlich waren sie noch nicht so lange auf Nicht-Taiwanesen-Entziehungskur. Für uns war es einfach etwas Besonderes, weil hier absolut alles Asiaten sind und es immer mega spannend ist zu erfahren, was denn andere Europäer oder Amerikaner so in Taiwan machen. Irgendwie ist das so ähnlich, wie  Motorradfahrer, die sich immer gegenseitig grüßen, indem sie kurz die Hand vom Lenker heben.

 

Das war es jetzt auch schon so ziemlich mit meinem Blogeintrag. Ich hoffe euch hat gefallen, was ich so zu erzählen habe. Im Moment bin ich ziemlich zufrieden, allerdings habe ich ein bisschen Angst vor Weihnachten, weil das einfach der wichtigste Feiertag für mich im Jahr ist und ich hier in Taiwan in die Schule gehen muss. Aber das wird schon. Ich freue mich natürlich immer über Kommentare, Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge.

 

再見!

Eure Elena :)