Berichte von 12/2017

noch 6 Monate

20Dez2017

大家好,

In genau vier Tagen ist Weihnachten und ich bin noch so absolut gar nicht in Weihnachtsstimmung. Weihnachten ist ein christliches Fest und weil die meisten hier Buddhisten sind, wird es natürlich nicht so gefeiert wie in Europa, Amerika und Australien. Das bedeutet: Keine Weihnachtsmärkte, keine Weihnachtskonzerte, keine Weihnachtsdekoration und kein Weihnachtswetter (auch wenn das glaube ich nicht so viel mit der Religion zu tun hat ;-)). Meine Gastfamilie hat allerdings extra einen Weihnachtsbaum für mich aufgestellt, viele Geschäfte oder Malls machen das auch und Heiligabend wollen wir zusammen essen und Geschenke austauschen. Ob das klappt, ist aber noch nicht ganz sicher, weil mein Rotary Club uns an dem Tag in eine Zahnpastafabrik schleppt. Leider ist das kein Witz. Also weiß ich noch gar nicht so genau, was ich um Weihnachten herum so mache. An Neujahr fahren dann alle Austauschschüler gemeinsam nach Taipei um das Feuerwerk am Taipeh 101 zu sehen, dem wohl berühmtesten Gebäude in Taiwan. Am 1.Januar, wenn wir aus Taipei wiederkommen, wechsel ich dann zu meiner 2. Gastfamile. Da freue ich mich ehrlich gesagt schon drauf, weil ich da zwei Gastgeschwister habe und mein Badezimmer nicht mehr selber putzen muss.

Aber das kommt ja alles erst in den nächsten zwei Wochen. Was so letztens passiert ist, möchte ich euch jetzt erzählen. Mein Blazer mit Pins aus der ganzen Welt ist übrigends auch schon deutlich voller jetzt.

In der letzten Woche bin ich einen Tag mit meiner Klasse nach Tainan gefahren, wo wir in einem riesen Gebäude, mit sehr vielen, schönen Restaurants waren. Meine jetzige Klasse hat speziellen Unterricht, in dem sie Bedienen und das Mixen von Getränken üben. Nach der Besichtigung haben wir uns dann drei Stunden lang durch ein riesen Buffett gefressen und ich finde es immer noch erstaunlich, wie viel die Taiwanesen essen können, ohne ein Gramm dicker zu werden. Zwischendurch lief im Hintergrund der deutsche Song "Fröhliche Weihnachten überall" (ich kenne ehrlich gesagt den Titel gar nicht), was ich ziemlich cool fande. Wann hört man denn schon am Ende der Welt deutsche Weihnachtslieder?

Jeden Samstag haben wir Autauschschüler jetzt außerdem Tanztraining, wo wir einen Tanz für das Laternenfestival und einen Rotary Wettbewerb nächstes Jahr einstudieren. Dabei müssen wir ganz viel mit Laternen rumwedeln, in denen Gott sei Dank kein Feuer brennt und soweit ich weiß, kriegen wir am Ende auch noch chinesische Kleidung zum Tanzen. Unter den Mädchen bin ich das Zweitgrößte und alle betonen immer wie groß ich doch sei, aber alle die mich schonmal gesehen haben: ich bin mit 1,65m oder so nicht wirklich groß.

Letzten Mittwoch habe ich dann ein Paket aus Deutschland bekommen (Nochmal vielen Dank an Markus) in dem ziemlich viele deutsche Süßigkeiten waren. Weil ich die nicht alle selber essen kann, habe ich sie dann am nächsten Tag mit in die Schule genommen und alle probieren lassen. Fazit: kein Mensch auf der Welt mag wirklich gerne Lakritz. Meine Mitschüler waren aber auch sehr schüchtern und ich musste sie praktisch überreden die Sachen zu probieren. Von allen möglichen Sorten Haribo waren sie auf jeden Fall begeistert.

Am Wochenende war ich dann einen Tag lang mit Freunden in Kaoshiung, der größten Stadt im Süden, die am Meer liegt. Ich glaube, dass wenn ich die Wahl hätte, wo ich in Taiwan leben würde, würde ich nach Kaoshiung gehen. Es ist viel übersichtlicher als Taipeh, wärmer, Busse sind umsonst und man kann eine Menge unternehmen, auch am Strand. Dort habe ich Zitronen-Rosen-Tee getrunken und das war so gut!! Ich hätte niemals gedacht, dass irgendetwas mit Rosengeschmack gut schmeckt, aber das war unfassbar lecker. Mit anderen Austauschschülern haben wir uns dann auf einem Hochhaus getroffen, wo der Ausblick echt der Hammer war. Als wir dann wieder zurückmussten, war ich schon ein bisschen traurig, dass ich sehr ländlich wohne und es weder ein großes Angebot an irgendetwas gibt, noch viele Austauschschüler hier wohnen.

 

Am Sonnatg hatten wir dann eine kleine Rotary Weihnachtsfeier, auf der wir die zukünftigen Austauschschüler kennengelernt haben. Außerdem haben wir Geschenke wichteln gemacht und mal wieder zu viel gegessen. Am Ende hat Rotary dann "Partymusik" angemacht, aber ich fande es ein bisschen unheimlich, dass unsere Gasteltern um uns herumstanden und Videos von den Tanzenden gemacht haben, um es dann auf Facebook zu stellen.

Alles in allem wird mein Austauschjahr mit jedem Monat besser und angenehmer. Ich gewöhne mich immer mehr an das Essen, die Sprache und die Umgebung. Die Leute an meinen Lieblingsessenständen kennen mich schon und wissen immer, was ich essen möchte. Englisch funktioniert einwandfrei und auch mit meinen Gasteltern und Mitschülern kann ich einigermaßen entspannt auf Chinesisch reden. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich um Weihnachten herum Deutschland und meine Familie vermissen werde, aber trotzdem lohnt es sich, hier zu sein und all diese unglaublichen Dinge zu erleben. Ich muss mir immer wieder ins Gedächnis rufen, dass ich jeden Morgen in Asien aufwache, was ich immer noch nicht richtig fassen kann. Ich freue mich schon mega auf die Taipei Reise mit den anderen Autauschschülern und meine neue Gastfamilie. Meine Postkarten sind übrigends schon auf dem Weg nach Deutschland. Wer eine kriegt kann mir gerne schreiben, dass sie ankommen sind. Über Kommentar freue ich mich natürlich immer und wenn ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr mich gerne kontaktieren.

 

"Die größte Sehenwürdigkeit die es gibt, ist die Welt-sieh sie dir an!" Kurt Tucholsky

 

 Viele Grüße aus 台灣

Eure Elena

Anfang Dezember

05Dez2017

大家好,

Jetzt ist es schon Dezember und nur noch 20 Tage bis Weihnachten. Kleines Update zum Wetter: traurigerweise fühlen sich 18°C inzwischen schon sehr, sehr kalt an. heute werde ich den Blogeintrag wahrscheinlich kürzer halten, weil es gerade schon sehr spät ist.

Letzte Woche gab es ein Reihe von einigen großen und mehrern kleinen Erdebeben in der Gegend um meine Stadt, die mich manchmal ganz schön erschreckt haben. Die Taiwanesen sind das hier aber schon gewohnt und reagieren kaum noch, außer bei sehr starken Erdbeben ins Erdgeschoss zu gehen.

Am Mittwoch hat mich dann eine Lehrerin ganz beiläufig gefragt, womit die Eltern in Deutschland denn ihre Kinder schlagen und bestrafen, wenn sie nicht tuen, was die Eltern sagen. Da musste ich dann kurz schlucken, bis ich ihnen erklärt habe, dass in Deutschland die Schüler sehr selten geschlagen werden und wenn doch, dass es gegen das Gesetz ist. Das konnten dann alle kaum glauben und haben mich ganz erstaunt gefragt, was denn meine Eltern machen, wenn ich nicht gehorche. Da musste ich kurz überlegen, aber mir ist nichts schlimmeres als Computerverbot eingefallen, oder dass ich meine Freunde nicht treffen durfte.

In der gleichen Woche, hat die gesamte Stadt dann Insekten Gift in die Kanalisation geschüttet, sodass sehr viele Kakerlaken benommen auf der Straße lagen. Das war dann schon echt ekelig, wenn man draufgetreten ist und sie sich dann noch bewegt haben. Ich wusste am Anfang erst gar nicht, dass einige Kakerlaken fliegen können und habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als eine in meinem Zimmer rumgesurrt ist

 

Es hat auch ein paar Vorteile, dass ich nicht in eine Großstadt gekommen bin, so haben wir vor kurzem selber Dumblings gemacht (Teigtaschen, die gefüllt und gekocht oder frittiert werden) und heute habe ich Orangensaft getrunken, den wir aus Früchten gemacht haben, die wir vorgestern geerntet haben. Frischer gehts also nicht.

Letzten Freitag war dann der letzte Tag mit meiner Klasse. Sie haben eine total nette Abschiedsfeier gemacht, mit Luftballons und Spielen und allem und obwohl alle Austauschschüler gemeinsam gefragt haben, ob wir nicht in unseren Klassen bleiben können, oder zumindestens selber wählen können, wo wir hingehen, hat der stellvertretende Schulleiter alles abgelehnt. Zum Abschied hat jeder in meiner Klasse eine Nachricht auf einen kleinen Zettel geschrieben und auf ein großesHerz geklebt. Sogar einen Kuchen haben sie gekauft. Also war ich schon traurig, dass ich gehen musste. Alle haben mir dann gesagt, dass meine neue Klasse sehr schlecht und sehr laut ist und seitdem ich seit Montag da bin, kann ich auch bestätigen, dass die praktisch nie im Unterricht zuhören (oder überhaupt Unterricht haben), aber trotzdem sind alle mega lieb zu mir. Deren Englsich ist auch sehr schlecht, sodass ich nur Chinesisch mit ihnen rede, was ja eigentlich gut ist. 

 

Ich finde es immer total lustig, wenn die strengsten Militärtypen immer alle anschreien sofort zum Unterricht zu gehen und uns Autauschschüler danach total schüchtern anlächen und sich für ihr schlechtes Englisch entschuldigen.

Es gab auch noch ein paar Aktivitäten und Veranstaltungen von Rotary und ich war auch mit anderen Autauschschülern unterwegs, aber das brauche ich euch ja nicht alles erzählen. Bin ich jetzt auch zu müde für. :) Als Weihnachtsvorbereitung habe ich bis jetzt nur den Tannenbaum im McDonalds gesehn und ich habe ein kleines Schild vor meine Tür gehangen. Merry Christmas. Weil das ein christliches Fest ist, wir das in Taiwan natürlich nicht gefeiert, es ist so ähnlich wie Chinese New Year. Ein paar Europäer wissen ungefähr was und wann das ist, aber es wird halt nicht gefeiert. Zum Schluss noch ein paar Bilder.

 

 Bis dann

Eure Elena