Berichte von 01/2018

Endlich Ferien

26Jan2018

大家好,

der Winter ist schon wieder fast vorbei und endlich habe ich Ferien! Das fühlt sich wirklich gut an, nachdem ich 5 Monate ununterbrochen Schule hatte. 

Aber kurz vor Beginn der Ferien, standen die großen Tests in Taiwan vor der Tür. Für viele Schüler waren die echt wichtig, aber meine Klasse hat das alles ein bisschen entspannter genommen. Auch wir Austauschschüler mussten den Chinesisch und den Englisch Test machen. Der Chinesisch Test ging sogar eigentlich, zwar habe ich Sätze auf Grundschulniveau gebildet, aber trotzdem war ich ziemlich stolz auf meine wenigen Schriftzeichen. Der Englisch Test war auch eigentlich gut, ich habe zumindestens deutlich mehr verstanden, als meine Mitschüler, die teilweise geschlafen oder aus den Testbögen Papierflieger gebalstelt haben. Leider habe ich die (chinesischen) Anweisungen nicht verstanden, sodass ich die Antworten nicht auf ein seperates Blatt geschrieben habe, sondern neben die Fragen. Dann wurden meine Antworten weggeschmissen und meine Lehrerin hat mich gefragt, warum ich ein leeres Blatt abgegeben habe. Naja.

 

Letzte Woche haben wir dann einen Brasilianer verabschiedet. Er war schon 18 Jahre alt und wäre er länger hier geblieben hätte er wahrscheinlich einen großen Teil seines Stipendiums für eine brasilianische Universität verloren, deswegen ist er nach Hause geflogen. Damit ist er der 2. Austauschschüler in unserem Distrikt, ein Pole ist auch schon zurückgegangen. Es war wirklich seltsam die beiden zu verabschieden, da man weiß, dass man diese Personen vermutlich nie wieder im Leben sehen wird, obwohl man sich in den kurzen 5 Monaten schon wirklich gut kennengelernt hat. Ich möchte mir gar nicht ausmalen wir es im Sommer wird, wenn alle gleichzeitig zurück nach Hause gehen.

Letzte Woche Sonntag hat mich meine Gastfamilie dann nach Tainan mitgenommen. Als erstes haben wir eine alte Burgruine mi einer Menge Kanonen besichtigt, wo wir eine kleine Rundfahrt in einem Tretboot mitgemacht haben. Danach waren wir noch in einem Stadtteil, in dem ein großer Markt war, so ähnlich wie die berühmten Nachtmärkte nur eben am Tag und in der Nähe eine Art Tempelinnenhof. Dort wurde sehr viel über die Geschichte der Niederländer erzählt, die als eine der ersten Taiwan entdeckt haben. Dort sind wir sehr viel herumgelaufen und haben taiwanesisches Essen probiert. Abends waren wir noch kurz bei der Familie meines Gastvaters, bevor wir dann anch Gukeng zurückgegangen sind.

Sonst habe ich in den letzten Wochen nicht wirklich viel gemacht, was euch interessieren könnte. An den Wochenenden habe ich viel mit den anderen Austauschschülern abgehängen, was zwar immer viel Spaß macht, für euch aber nicht wirklich interessant ist.

Und dann waren auch schon die Ferien da. Ich muss zugeben, dass ich am liebsten nur schlafend und lesend in meinem Bett liegen würde, das wird aber zu 99,9% nicht funktionieren. Gestern war ich in Taichung, heute war ich in Tainan, morgen werde ich in Chiayi sein und Monatg haben wir eine Vorführung, wo wir von Rotary aus tanzen müssen. Die Kostüme dazu sind irgendwie im Elvis Presley Style geschnitten, mit weiten Ärmeln und Schlaghosen, was nicht so genau meinem Geschmack entspricht. Aber wir wurden ja auch nicht gefragt.

Nächste Woche wird mich meine Gastschwester mit nach Taipei nehmen, wo wir in dem Haus von meiner Gasttante leben werden. Die ist Friseurin, also werde ich mir wahrscheinlich wieder die Haare schneiden. Danach ist Chinese New Year (der Grund für diese Ferien), wo ich dann, wie es Tradition ist, Geld in den berühmten roten Umschlägen bekomme. Alle Kinder und Jugendliche bekommen Geld von den Erwachsenen, es ist so ähnlich wie die Tradition, dass alle Alle an Weihnachten Geschenke bekommen. Das sind so meine Pläne für die nächsten Wochen.

Heute bin ich auch übrigends genau 5 Monate hier und habe somit schon mehr als die Hälfte geschafft. Das ist so unglaublich, dass ich das gar nicht beschreiben kann. Ich liebe so viele Sachen an Taiwan: die freundlichen Menschen, die Nachmärkte, die Sprachen, die Städte, den Bubble Tea, meine Gastfamilie und die Tatsache, dass ich am anderen Ende der Welt lebe, aber trotzdem wird mir immer wieder bewusst, wie viel Glück ich habe, in Deutschland aufgewachsen zu sein. Wenn viele älteren Menschen hier unfasssbar schlechte Zähne haben, weil die Zahnpasta hier nicht gut ist, wenn ich das Wasser aus dem Hahn erst abkochen muss, bevor ich es trinken kann, wenn absolut jede Toilette unfasssbar ekelig ist, wenn kein einziger Taiwanese aus der Mittelschicht einen Garten besitzt und wenn überall Kakerlaken herumfliegen. Wir haben Glück! Jedes Land hat seine Vor- und Nachteile. Und alles in allem können wir schon stolz auf Deutschland und unsere Kultur sein.

 

Bis in zwei Wochen

Eure Elena <3

fast Halbzeit

09Jan2018

大家好,

Ich habe es jetzt auch endlich geschafft alles zusammenzubekommen, sodass ich diesen Blogeintrag schreiben kann. Erst habe ich das Ladekabel oben vergessen, dann mein Handy mit den Fotos, dann brauchte ich noch das neue WLAN Passwort und jetzt sitze ich hier schließlich im Wohnzimmer/ Esszimmer. Ich weiß, dass ich diesesmal ein bisschen zu spät bin, aber zwischen Weihnachten, Neujahr und Familienwechsel, hatte ich nicht ganz so viel Freizeit um euch zu berichten.

Also fangen wir bei Weihnachten an. Wir waren an Heiligabend tatsächlich in einer Zahnpastafabrik, allerdings war im Hinterhof auch eine Ausstellung von Wachsfiguren, die verschiedene Foltermethoden in der Hölle zeigten. Ähm ja, da muss ich nicht mehr so viel zu sagen, oder..? Nur die Zuckerwatte war mega lecker. Danach ging es aber auch noch in den Rotary Club, wo alle zusammen gegessen, gesungen und Geschenke ausgetauscht haben. Irgendwie gibt es eine Jingle Bells Übersetzung ins Chinesische und Japanische, aber keine ins Deutsche. Dann habe ich so unfassbar viel Schokolade bekommen, dass ich immer noch welche über habe.

Am 1.Weihnachtstag haben sehr viele Austauschschüler die Schulen gebeten, dass wir Schulfrei bekommen, sodass wir an Weihnachten (dem wichtigsten Feiertag in den meisten unserer Länder) nicht in die Schule gehen müssen. Weil wir dann alle zusammen zum Strand nach Tainan gefahren sind, habe ich persönlich Deutschland und meine Familie gar nicht so sehr vermisst, wie erwartet. Vielleicht auch deshalb, weil es sich überhaupt nicht nach Weihnachten angefühlt hat, da die ganze tagelange Vorbereitung und Vorfreude gefehlt hat. Alles in allem war es dann trotzdem ein ziemlich ungewöhnliches Weihnachten am Strand, dass ich wahrscheinlich nicht so schnell vergessen werde.

Eine Woche später sind wir dann endlich nach Taipei gefahren! Da habe ich mich schon echt drauf gefreut, auch wenn es nur zwei Tage waren. Nach der dreieinhalbstündigen Busfahrt waren wir ganz an der Spitze von Taiwan, an einem Ort, an dem der berühmte queens head ist. Das ist ein von Wasser und Wetter geformter Stein, der die Form von einem Kopf haben soll. Irgendwie habe ich es aber geschafft, den eigentlichen Stein nie zu sehen, weil das Gelände riesig war und wir ziemlich planlos herumgelaufen sind

Danach ging es dann endlich in die Innenstadt. Da Taiwan ziemlich klein ist, wir Austauschschüler uns alle ziemlich gut kennen und absolut alle Distrikte an Neujahr nach Taipei gefahren sind, habe sich so ungefähr 200 Austauschschüler aus allen möglichen Ländern in einem Park getroffen, von dem aus wir das Feuerwerk am Taipei 101 um Mitternacht sehen konnten. Das war echt unglaublich und mein erstes und wahrscheinlich einziges Silvester in einem fremden Land, mit Freunden aus aller Welt und einem riesigen Feuerwerk nebenan.

 

Das war der Sonntag. Am Montag haben wir dann noch ein bisschen Sightseeing gemacht, bis wir dann um 9 Uhr abends herum, wieder in Dounan ankamen. Da ich wusste, dass wir am gleichen Tag noch Gastfamilien mussten, hatte ich schon am Freitag gepackt und bin praktisch nur noch zu meiner ersten Gastfamilie zurück, um meine Koffer zu holen. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich im Sommer alles zurück nach Deutschland schaffen soll. Ich habe jetzt schon einen großen Koffer, einen kleinen Koffer, eine Kiste, meinen Rucksack und meine Handtasche vollgepackt mit Sachen und immer noch fünfeinhalb Monate übrig um allen möglichen Müll anzuhäufen. Der Abschied war ein bisschen komisch, da ich mich eigentlich auf meine neue Gastfamilie gefreut habe, meine Alte aber irgendwie von mir erwartet hat, dass ich sage, dass ich lieber bleiben möchte. Trotzdem hat mich meine erste Gastfailie gut behandelt, worüber ich schonmal froh bin.

Jedenfalls bin ich dann nach Gukeng gezogen, das nochmal kleiner ist, als Dounan. Es ist ziemlich berühmt für die Erdnüsse und den Kaffee und da es weiter in den Bergen liegt, ist es auch ein bisschen kälter. Leider hat es keinen Bahnhof, sodass ich, wenn ich Zug fahren möchte (was ich sehr oft mache, weil es günstig, praktisch und schnell ist) erst mit einem Bus in die nächstgrößere Stadt fahren muss. Mein Zimmer hat jetzt auch keine Fenster nach draußen mehr und meine Dusche keine Duschtür, aber trotzdem habe ich mich vom ersten Augenblick an sehr wohlgefühlt. In meinem Haus wohnen jetzt mein Gastvater, meine Gastmustter, mein Gastopa, meine Gastoma, meine große Schwester, mein kleiner Bruder und eine thailändisches Frau, die kocht, putzt und wäscht, sodass hier viel mehr los ist. In den Tagen danach, habe ich mich langsame eingelebt, meinen Koffer ausgepackt, den Weg zum Schulbus gefunden und mich ans Wetter gewöhnt. 

 

Und schon wieder war es Wochenende. WIr sind mit meiner neuen, riesigen Gastfamilie mütterlicherseits essen gegangen, dazu gehörten die Eltern, die fünf Geschwister, alle mit Ehepartnern und Kindern. Danach sind wir in einen sehr sehr schönen Tempel gefahren, wo wir gebetet haben. Dabei bringt man den Göttern erst ein Essensopfer dar, dann bezahlt man Räucherstäbchen, die man anzündet und dann im Tempel herumgeht. Vor den Göttern hält man an, verneigt sich, redet mit ihnen und steckt ein bis zwei Räucherstäbchen und die dafür vorgesehene Schale. Der Tempel war sehr friedlich und entspannend und so ziemlich das, was man sich vorstellt, wenn man an Asien denkt. 

 

Am nächsten Tag, nach dem Tanztraining, bin ich zurück nach Douliu gefahren, wo ich mich neben eine fremde Asiatin gesetzt habe. Diese hat mich mit erstaunlich gutem Englisch angesprochen und dann hat sie mir erzählt, dass sie vor 25 Jahren nach Südafrika ausgewandert ist. Wir haben uns gegenseitig Bilder von Südafrika und Deutschland gezeigt und eine Menge geredet. Am Ende haben wir noch Telefonnummern ausgetauscht und sie meinte, dass wenn ich jemals nach Südafrika komme, dass ich immer in ihrem Haus willkommen bin. Danach konnte ich kaum aufhören zu lächeln, weil es einfach toll ist, wie man zufällig irgendwelche Leute aus allen Ecken der Welt trifft, mit ihren redet und sich direkt verbunden fühlt, weil die einfach verstehen, was Reisen mit Menschen machen kann. Es ist schwer zu erklären, aber es ist einfach toll. Ich habe schon relativ viele Ausländer in den Zügen getroffen und auch mit einigen geredet. Zwei Missionare aus Amerika, ein Ehepaar aus England, drei Thailänder auf Reisen, vier Franzosen nach ihrem Schulabschluss, ein afrkanischer, ein Amerikanischer und ein australischer Lehrer und noch einige mehr.

 

Gestern war ich dann noch mit meiner Gastmutter beim Yoga. Auch wenn Yoga manchmal ein bisschen spöttisch betrachtet wir, besteht es aus einem kleinen Aufwärmteil und dann verschieden Figuren, die so ziemlich jeden Teil deines Körpers dehnen und einrenken, was sich unglaublich gut anfühlt. Es ist auch immer wieder toll, sich vor Augen zu führen, wie unbeweglich man doch ist, wenn man bei dem Versuch sich ganz komisch hinzuhocken, einfach umfällt :-)

Außerdem war ich noch einmal auf einem Markt, wie es hier viele in Taiwan gibt und ich habe versucht ein paar unauffällige Fotos zu machen, um nicht ganz so touristisch zu wirken. Hat wahrscheinlich nicht funktioniert, aber ich wollte euch die kompletten, toten Hühner, die Schweinefüße und dei noch lebenden Riesengarnelen zeigen, die manchmal prüfend aus dem Becken gehoben wurden, um dann alle nasszuspritzen.

 

Mein Blogeintrag ist diesesmal zeimlich lang geworden, aber es ist ja auch eine Menge passiert. Auch viele Sachen über die ich noch gerne reden würde, für die aber Kein Platz ist. Zusammengefasst: Weihnachten und die Heimwehphase ist so ziemlich vorbei, ich fühle mich in meiner Gastfamilie sehr wohl und bin sehr froh, dass ich hier bin.

Danke, dass ihr die Gedult hattet, euch alles bis hierhin durchzulesen, der nächste Eintrag wird bestimmt wieder kürzer. Bis nächstes Mal

Eure Elena