Berichte von 10/2017

Beinahe schon zwei Monate

18Okt2017

你們好,

mir ist aufgefallen, dass ich, wenn ich einen Kurzaustausch machen würde, schon im letzten Drittel meiner Reise wäre und bald nach Hause zurückgehen würde. Gottseidank seid ihr mich aber noch für weitere acht Monate los und ich in Ruhe versuchen, mich an den grausam früh klingelnden Wecker zu gewöhnen. Bis jetzt vergeblich.

Auch am Wochenende habe ich meistens nicht die Gelegenheit auszuschlafen. Letztes Wochenden zum Beispiel, hatten wir einen Ausflug vom Distrikt, das heißt, dass alle Austauschschüler aus der Nähe (bei uns ist das Yünlin, Tainan und Chiayi) zusammen etwas unternehmen. Das ist immer total super, weil man sich ohne Witz mit jedem entspannt unterhalten kann. Denn es ist einfach so, dass wir alle in der gleichen Situation stecken und wenn man doch mal nicht weiß, worüber man reden kann, kann man sich immer noch über das Wetter in Brasilien, Thailand oder New York unterhalten. Jedenfalls sind wir wegen einer Art Puppenfestival nach Huwei gefahren, wo uns erstmal eine Schülergruppe ein paar Szenen vorgespielt hat. Dabei haben jeweils vier Personen nach japanischer Art die armgroße Puppe möglichst lebensecht über die Bühne geführt, während im Hintergrund eine ältere Dame die Dialoge gesungen hat. Leider in Japanisch, was nicht gerade zum Verständnis beigetragen hat, genausowenig wie die Tatsache, dass sowohl die Frauen als auch die Männer lange Haare und Kleider getragen haben.

Weiter ging es dann mit einem Umzug, durch die kleine Stadt Huwei, der echt nett gewesen wäre, wenn es nicht 38°C in der Sonne gewesen wären. Irgendwann haben wir einfach nur noch versucht auf den Fotos und Videos, die gemacht wurden, nicht ganz so verschwitzt auszusehen und die warmen Flaggen möglichst weit weg vom Körper zu halten. Trotzdem sahen die geschminkten und in Verkleidungen steckenden Asiaten noch ziemlich frisch und beeindruckend aus. Wie ein zum Leben erweckter Anime. Ihr kriegt übrigends nur, die schön aussehenden Fotos zu sehen.

 

Auch am nächsten Tag sind wir wieder durch die Gegend gerannt, dieses Mal ging es mit drei anderen Austauschschülern nach Tainan, das früher einmal die Hauptstadt Taiwans gewesen ist. Dort habe ich zum ersten Mal in Taiwan halbwegs vernünftige Pizza gegessen und war mal wieder an einem Strand. Dort saßen wir auf einer Hütte, die nur aus Bambus gebaut war und wo ich wirklich Angst hatte, dass die einkracht. Sehr surreal wurde es dann, als der Taiwanese, der hinter uns gekifft hat, uns gefragt hat, wie denn zweien Amerikaner, einer Mexikanerin und einer Deutschen der Bubble Tee in Tainan schmeckt. Das war echt der Moment, in dem ich mich gefragt habe, wie zum Teufel ich in diese Situation gekommen bin. Daraufhin haben wir unseren Bus und auch fast noch unseren Zug verpasst, kamen aber trotzdem wieder pünktlich in Dounan an.

 

Meine größte Reise in Taiwan habe ich aber dieses Wochenende nach Taipeh gemacht. Zur Info: Taipeh ist die Hautstadt Taiwans und alle schreiben den Namen irgendwie anders. Damit dieser Blogeintrag nicht noch länger wird, als er sowieso schon ist, werde ich jetzt einfach die Highlights der vier Tage aufzählen. Am Samstag habe ich in einem Geschäft in einer hundert Jahre alten Gasse traditionelle chinesische Kleidung bekommen. Am Sonntag waren wir im nationalen Palastmuseum, in dem alte Schriften ausgestellt waren, die auch die Taiwanesen nicht verstanden haben, da die Schriftzeichen einfach zu alt waren. So fühle ich mich übrigends die ganze Zeit hier. Außerdem habe ich mich abends mit anderen Autauschschülern getroffen und konnte sowohl eine lange Jeans, als auch eine Windjacke tragen, was ich total gefeiert habe, weil es im Norden einfach 5°C kälter ist. Am Montag habe ich eine Laterne mit meinen Wünschen in den Bergen hochsteigen lassen und wir sind zu einem Wasserfall gegangen, der wirklich unglaublich schön war. Einfach ein tropisches Paradies. Außerdem habe ich eine Postkarte gekauft und in einem anderen Ort sind wir in genau die Gasse auf dem Bild gegangen. Am Dienstag war ich in einer Art buddhistischen Schule, wo mein Gastgroßonkel, der so eine Art Priester ist (ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was die genauen Namen dafür sind) in einer langen Robe herumgelaufen ist, draußen totale Ruhe herrschte und er mir noch ein Holzarmband geschenkt hat, dass mich ebenfalls beschützen soll. Diese Art von Armband hat paktisch jeder hier in Taiwan und ich habe jetzt auch schon zwei. Eine der Tourguides, die Englsich sprechen konnte, hat mir dann erklärt, dass es im Buddhismus darum geht, dass jeder zu einem Gott werden kann, indem man anderen Liebe entgegenbringt, dann diese Liebe zurückbekommt und mit jedem Leben besser wird, bis man schließlich so rein ist, dass man zu einem Gott aufsteigt.Eigentlich ein schöner Gedanke. Außerdem habe ich Dienstags einen kleinen Stoffbeutel mit Indigofarbe blau gefärbt, der gerade in unserem Waschraum trocknet.

Und hier nochmal der Vergleich zwischen Postkarte udn Reaität, zwischen professionellem Fotographen und Handykamera:

 Jetzt, wo ich mir gerade diesen Blogeintrag noch einmal durchlese, kann ich gar nicht fassen, wie viel ich alleine in den letzten zwei Wochen gemacht habe. Es ist unglaublich wie die Zeit vergeht und man einfach von dem mitgerissen wird, was man hier macht. Natürlich ist nicht alles toll. Es ist total anstrengend und oft nervig, wenn alle Menschen um dich herum anders ticken und keiner wirklich europäisch denkt. Heute zum Beispiel hat mich ein Busfahrer mit dem Hitlergruß verabschiedet, nicht wissend, dass er mich damit einem Herzinfakt ziemlich nahe gebracht hat. Aber dann erinnere ich mich immer daran, dass ich gerade am anderen Ende der Welt lebe und freue mich total über diese einmalige Chance. Also Danke an meine Eltern und Freunde, die mich bei dieser wahnwitzigen Idee immer unterstützt haben und natürlich auch an Rotary, ohne die das hier gar nicht möglicht wäre.

Es kann ja nicht schaden das nochmal zu sagen, bevor ich mich morgen in der Schule wieder dafür verfluche, dass ich nicht nach Brasilien gegangen bin, wo sie vier Stunden weniger Schule pro Tag haben ;-)

Ich freue mich natürlich immer Kommentare oder Anmerkungen.

 

Viele Grüße aus dem langsam kühler werdenden Taiwan

Eure Elena

 

Ich bin schon über einen Monat hier?!?!

05Okt2017

你們好,

das Wichtigste zuerst: ich lebe noch und konnte mich aufraffen einen neuen Blogeintrag zu schreiben. Auch wenn morgen mein Bus pünktlich um 7 Uhr an der Bushaltestelle steht und mein Bett nach mir ruft. Ich bin sehr stolz auf mich. Allerdings haben meine Gasteltern es mir nicht erlaubt, nach Kaoshiung zu fahren, schließlich seien es zu viele Formulare, die ich ausfüllen müsste und außerdem zu gefährlich (meine Mitschülerinnen, die Englisch und Chinesisch sprechen können, sowie Google Maps, Google Übersetzer und Line, haben sie wohl vergessen)

Dann musste ich mich mit frittierten Sachen trösten, die neben dem Frühstück und Reis zu meinem Lieblingessen zählt. Bei dem restlichen Essen, sind leider eine Menge Sachen, die ich gar nicht ausstehen kann, vielleicht gewöhne ich mich ja noch dran. Es gibt eine Menge Gemüse, das wir in Deutschland gar nicht haben, weil es zu kalt ist und wo mein Körper einfach nicht glauben wil, dass das Essen ist. Das gehört dann in die Kategorie: Ich versuche, es nicht auszuspucken.

Insgesamt vergehen die Tage immer noch superschnell. Den größten Teil des Tages in der Schule versuchen wir irgenwie rumzukriegen, ohne einzuschlafen oder einen Schreikrampf zu kriegen. Meine Mitschülerinnen sind aber schon mit mir schwimmen gegangen, wo ich wieser eine wunderhübsche Badekappe tragen durfte. Leider gibt es davon keine Fotos. :-) Außerdem habe ich einen Tag zu gemeinnützigen Zwecken Ananaskuchen verkauft, den die Schüler selbst backen und war sehr verwirrt, weil alle gleichzeitig auf Chinesisch auf mich eingeredet haben. Außerdem habe ich da vergessen meine Schuluniform anzuziehen, was neben der Hitze nicht gerade zum Wohlfühlen beigetragen hat.

Gestern war dann das sogenannte Mondfest, wo ein wichtiger Gott der Taiwanesen Geburtstag hat und alle beten gehen und Feuerwerke veranstalten. Auch ich war im Tempel und habe gebetet, auch wenn ich mich ein wenig unwohl gefühlt habe, weil es eigentlich nicht meine Religion ist und ich die Taiwanesen nicht verärgern wollte. Denn ich glaube in Deutschland wäre es ein No-Go, wenn man z.B. als Muslime in die Kirche geht und zu Gott betet. Aber die Taiwanesen hat es nicht richtig interessiert. Kann ja nie schaden zu den Göttern zu beten, egal wer du bist. Auffällig fande ich auch, dass alle an einem der wichtigsten Feiertage Taiwans, an dem alle sogar schulfrei hatten, ganz normale Alltagskleidung tragen. Ich denke das liegt daran, dass für die Taiwanesen nur die elementaren Dinge wichtig sind. So nach dem Motto: Du bist zwar ungeduscht, trägst Jogginghosen, kommst aus einem anderen Land und einer anderen Religion, aber du hast den Göttern Essen gebracht, also darfst du auch beten. Schlucken musste ich dann trotzdem, als die Priesterinnen (oder wer immer das war) in orangenen Roben aufgetaucht sind, auf denen ein Symbol für Glück aufgstickt wurde, das in Deutschland auch als Hakenkreuz bekannt ist. Da hatte ich schon einen kleinen Kulturschock.

Essen Hakenkreuz

Auf jeden Fall freue ich mich total auf die nächsten Tage, da alle Autauschschülerdes Distrikts nach Dounan kommen, um zum Puppenfestival zu gehen. Denn es tut immer gut mit anderen Austauschschülern zu reden, denn die können wirklich die krassen Stimmungsschwankungen verstehen, die man hat, wenn man alleine am anderen Ende der Welt lebt. Außerdem fahren wir am Sonntag nach Tainan, das gottseidankin meinem Distrikt liegt, um mal ein bisschen aus dem Landleben rauszukommen.

Mit dem Chinesisch wirds langsam. Zumindestens ist meine Aussprache inzwischen so gut, dass die Taiwanesen mich verstehen können und jetzt gehts wohl ans Vokabeln lernen. Zum Glück habe ich sehr viel freie Zeit in der Schule.

Tut mir leid, dass ich dieses Mal nicht so viele Bilder habe und entschuldigt bitte meine Rechtschreibfehler. Ich Free mich natürlich über Kommentare.

Viele Grüße vom anderen Ende der Welt,

Eure Elena