Berichte von 06/2018

Große Reise

04Juni2018

Nimen Hao,

Heute schreibe ich meinen Blogeintrag leider von meinem Handy aus, weil meine amerikanische Freundin nicht mehr in die Schule gehen muss, da sie diese Woche Samstag zurück nach Hause fliegt und mir somit ihren Laptop nicht mehr leihen kann. Ja ganz genau. Für eine Menge Austauschschüler ist das Jahr bzw. die 10 Monate schon vorbei. Ich kann es einfach nicht glauben. Heute habe ich aber wirklich eine Menge zu berichten, da ich ja wie in meinen letzten Blogeinträgen schon gesagt, aus meiner großen Rotary Reise war. Steht übrigends auch in der Überschrift :)

Die Qualität der Bulder ist dieses Mal so unterirdisch schlecht, weil ich die von meinem Handy ins Internet hochladen musste und dabei sind sie leider noch kleiner geworden... Trotzdem sieht man die tollen Fotos, die zum großen Teil wieder von @miloszkarski (Instagram) gemacht wurden.

Am Samstag vor dem großen Trip hat mein Rotary Club mich allerdings noch mit auf einen Berg zum wandern genommen. Da das nur ziemlich heiß und anstrengen war, werde ich dazu auch nicht viel sagen...

    

Und am Sonntag ging es dann endlich los. Nach stundenlangem Busfahren besuchten wir den alten ehemals japanischen Ort Jiufen, wo ich zwar schon zweimal war, den ich jedesmal aber immer noch wunderbar finde. Nur ein paar weniger Menschen könnten nicht schaden. Auch am nächsten Stopp in Pingxi war ich vorher schon einmal, vielleicht erinnert ihr euch noch an den Ort, wo man seine Wünsche auf Laternen schreiben und sie dann in den Himmel zu den Göttern schicken kann. Danach fuhren wir weiter in den Osten, wo unser Hotel lag.

   

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon früh in eine Bubble Milk Tea Fabrik, wo wir unseren eigenen Bubble Milk Tea gemacht haben. Also "gemacht", da wir praktisch nur die Zutaten zusammengemischt haben: erst den schwarzen Tee kochen, Milchpulver hineinkippen, dann noch Zuckersirup und Eis, gut schütteln und dann auf die schon fertig gekochten Bubbles gießen und tadaaa habt ihr Taiwans berühmtestes Getränk. Danach haben wir einen Zug durch die Berge genommen, was ziemlich unnötig war, weil wir danach auf unseren Bus warten mussten, der die ganze Strecke nachgekommen ist, aber man muss dazusagen, dass wir alle praktisch das erste Mal an der Ostküste waren und wir so die Aussicht besser genießen konnten als im Bus. Der Grund dafür, dass wir alle meistens im Westen bleiben, ist eher geografisch begründet, da eine lange Gebirgskette Taiwan senkrecht durchteilt. Selbst wenn man lange, umständliche Straßen vom Westen, über die Berge, in den Osten mit dem Auto fahren will, so gibt leider keine Züge die direkt durchfahren und so muss man umständlich erst komplett hoch in den Norden oder komplett runter in den Süden fahren, um in den Osten zu gelangen. Rein landschaftlich gesehen ist der Osten ein vielfaches schöner als der Westen, unter anderem, weil ein Großteil der Bevölkerung im Westen lebt. Diese Erklärung ist jetzt ein bisschen lang geworden... Direkt nach der Zugfahrt sind wir in den Taroko Nationalpark gefahren, wo nochmal bewiesen wurde, wie schön die Ostküste ist. Unter anderem waren wir auch an einem Tempel, der mich ein bisschen an Herr de Ringe erinnert hat.

Am Dienstag paddelten wir mit einem Schlauchboot über einen langen Fluss vom Landesinneren nach außen. Auf der Strecke gab es eine Menge Stromschnellen und so wurden wir einen Teil des Weges von Motorbooten gezogen. Trotzdem hat das ganze in etwa 4 Stunden gedauert. Danach ging es noch zu einer einsamen Straße in einem Reisfeld, wo wirklich nichts war... Außer Reis. Das sah allerdings auch ziemlich cool aus. Langsam bewegten wir uns an der Küste entlang Richtung Süden.

Nach einer kurzen Fahrradtour am Mittwochmorgen verbrachten wir den gesamten Mittag im Bus auf dem Weg nach Süden zu Kending, einem bekannten Ort mit wunderschönen Stränden und dem Meer. Genau dorthin nimmt mich meine Gastfamilie übernächste Woche auch noch einmal. Da die Austauschschüler aus Taibei zeitgleich mit uns da waren, waren wir alle zusammen auf dem Nachtmarkt in Kending. In dieser Nacht haben wir in einer alten Tempelanlage geschlafen, was zum einen nervig war, weil es Kakerlaken, dreckige Duschen und kleine Zimmer gab, aber auf der anderen Seite kann ich jetzt sagen, dass ich schonmal in einem alten asiatischen Tempel geschlafen habe.

Donnerstags sind wir mit 4 Leuten in jeweils einem Jeep durch eine Landschaft gefahren, die für taiwanesische Verhältnisse sehr trocken war. Auch wenn ich zwischendurch wegen dem holperigen Weg (man kann es keine Straße nennen) und unserem komplett verrückten Fahrer Zweifel hatten, ob wir es ans Ende schaffen, war es eine unvergleiche Fahrt. Danach haben wir nicht mehr viel gemacht, außer am Strand, am Pool oder im Zimmer herumzuhängen.

Am vorletzten Tag, also dem Freitag haben wir morgens Paintball gespielt, was wegen der unglaublichen Hitze, die im Süden sogar noch heftiger ist, und unserer dicken Schutzkleidung eher einem Saunagang gleichkam. Ein Mädchen wurde aus zwei Richtungen so heftig beschossen, dass sie angefangen hat zu weinen (die Kugeln tuen schon echt, echt weh) und ich habe jemandem, die aufgestanden ist, weil sie keine Kugeln mehr hatte und deswegen rauswollte, aus Versehen ins Gesicht geschossen. Also auf den Helm, aber sie war trotzdem sehr sauer, weil sie unbewaffnet war und dann nichts mehr sehen konnte. Ups. Danach waren wir noch einem Aussichtspunkt und außerdem an einem Leuchtturm am südlichsten Punkt Taiwans, aber weil es so heiß war, sind wir alle immer schnellstmöglich zum klimatisierten Bus zurückgerannt. Dann ging es, wieder zurück an der Westküste weiter nördlich, wo wir ein ganzes Stück über Kaoshiung in einem Hotel geblieben sind.

Und dann war es auch schon Samstag, der letzte Tag unserer Reise. Vormittags hatten wir die Möglichkeit in einen Freizeitpark zu gehen, der zum Hotel gehörte und glaube ich Griechenland darstellen sollte, wo ich aber nur eine halbe Stunde war, weil der für etwa 8-jährige gedacht war (Danke Rotary) und ich keine 8 mehr bin. Auf dem Weg zurück nach Dounan hielten wir in Tainan und Chiayi, wo ich mich von allen Austauschschülern verabschieden musste. Einen Großteil werde ich wahrscheinlich nie mehr in meinem Leben sehen. Und wenn ich es doch nochmal schaffe jemanden zu besuchen, werden wir trotzdem nie wieder alle zusammen sein. Nachdem ich wieder zuhause war, haben mich meine Gasteltern dann in ein italienisches Restaurant genommen, das überraschenderweise wirklich, wirklich gut war.

Und jetzt ist es schon wieder Dienstag. Vor mir liegen noch sieben Tage Schule (Gotts sei Dank!), allerdings haben die Senior 3 Schüler vor kurzem ihren Abschluss gemacht, sodass 1/3 der Schüler nicht mehr da ist (Senior High School hat nur drei Jahrgänge) und deswegen fallen eine Menge Schulbusse weg und die übrigen nehmen größere Routen. Jetzt muss ich nicht mehr um 7 an der Haltestelle sein, sondern um 6:35. Das hat mir gestern aber keiner gesagt, deswegen stände ich da immer noch, wenn der stellvertretende Schulleiter nicht auch diesen Weg gefahren wäre und mich aufgesammelt hätte. Es folgte die wohl unangenehmste Autofahrt in meinem Leben.

Das wurde jetzt mal wieder ein sehr langer Blogeintrag, ihr müsst auch nur noch einen ertragen. Vielleicht. Ich weiß noch nicht, ob ich in der Woche vor meinem Flug noch Zeit habe,einen Blog zu schreiben. Wenn nicht, dann verpasst ihr auch nicht viel, nächstes Wochenende bringe ich die Amerikanerin zum Fluhafen, danach das WE nehmen meine Gasteltern mich mit nach Kenting (ich wiederhole mich) und dann fliege ich such schon nach Hause. Wow. Die 10 Monate sind fast vorbei und auch wenn ich mich total auf Deutschland freue, weiß ich, dass wenn ich einmal Taiwan verlasse, nie wieder als Austauschschülerin zurückkommen kann. Dieses Leben ist dann ein für alle mal vorbei. 18 Tage. Der Countdown läuft.

Bis zum nächsten Mal, wahrscheinlich melde ich mich dann schon wieder aus Deutschland?

Eure Elena <3